Berichte aus einem unvollkommenen Garten 

"Berichte aus einem unvollkommenen Garten" klingt recht nüchtern, so nach Rapport, nach Sachstandsmeldung. Das aber sollen sie keineswegs sein, sondern es handelt sich um Gedanken, wie sie jedem leidenschaftlichen Gärtner kommen, wenn er seinen Garten durchwandert.

Wer in einem Garten effizient und ergebnisorientiert arbeitet, ist vermutlich eine versierte Hilfskraft gegen Entgelt, die damit ihren Lebensunterhalt verdient. Der Gärtner aus Leidenschaft hat hingegen ein grauenhaft schlechtes Leistungsergebnis, da er ja immer wieder bewundernd, planend, phantasierend verweilen muss, permanent unzufrieden mit dem Erscheinungsbild seines Gartens.

Nichts, was hier geschrieben steht, erhebt den Anspruch auf ungeteilte Zustimmung. Ebenso wenig sollen eingestreute Zitate den Eindruck erwecken, die aufgestellten Behauptungen seien wissenschaftlich oder erkenntnistheoretisch untermauert. Viele wollen lediglich provozieren. Anders lautende Meinungen sind ausdrücklich erwünscht. Denn nur aus dem Widerspruch, aus dem "Dennoch", entstehen unsere Gärten.
Sollte ich mich in meinen Artikeln widersprechen, so ist das eben so. Was ich gestern als Erkenntnis für mich verbuchte, werfe ich morgen leichten Herzens wieder auf den Kompost. Goethe dichtete in seinem berühmten Ginkgo-Gedicht ein wenig zahm "Fühlst du nicht an meinen Liedern, dass ich e i n s und d o p p e l t bin?". Mir sind zwei Personen in meinem Inneren eindeutig zu wenig.
Auf geschlechtsspezifische Nennungen habe ich aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichtet. Jeder Leser weiß, dass die meisten Gärtner weiblichen Geschlechts sind. Die großen Gärten der Welt haben wir Frauen und Männern gleichermaßen zu verdanken. "Der Gärtner" ist folglich beides: Frau und Mann.



Zu Bericht 1

Winterdepressionen sind ein verbreitetes Krankheitsbild, insbesondere bei Gärtnern, ausgelöst durch Inaktivität und Warten. Tatsächlich aber ist es ein Rückenproblem. Denn würde sich der Gärtner bücken und im Laub herumstochern, könnte er sehen, dass im Verborgenen vieles nicht schläft.

Zu Bericht 2

Einen Garten anzulegen heißt, mit der Natur zu spielen. Das Glücksgefühl und die Befriedigung, mit den eigenen Händen ein auf eine fortlaufende Veränderung ausgerichtetes Kunstwerk zu schaffen, ist ohne Vergleich. Ein Buch ist geschrieben, wenn der Schlusssatz auf dem Papier steht, ein Gemälde ist fertig, wenn die Farbe des letzten Pinselstrichs trocken ist, eine Statue ist vollendet, wenn der Meißel beiseite gelegt wird. Ein Garten ist es nie.

Zu Bericht 3

Bäume sind etwas ganz Besonderes. Allein schon die Fähigkeit der meisten Baumarten, deutlich länger leben zu können als der Mensch, also eine weit zurückliegende Vergangenheit mit einer fernen Zukunft verbinden zu können, macht ihre Einmaligkeit aus.


Zu Bericht 4

Geophyten sind Pflanzen, die ihre Überdauerungsorgane im Erdreich verbergen. Was sie dort treiben, bleibt nicht allein wegen des dort vorhandenen Lichtmangels im Dunkeln. Das unterschiedliche Verhalten kann schon arg verblüffen, zumal nicht mit Sicherheit auszuschließen ist, dass die Gewächse den Gärtner nur ärgern wollen.

Zu Bericht 5

Gärten leben von der Vielfalt, aber auch von der Ruhe. Damit die Augen nicht übersättigt werden, müssen in einem Garten Ruheinseln geschaffen werden. Der oft verfemte Zierrasen vermag diese Funktion zu erfüllen.

Vorschau auf Bericht 6

Altern Gärtner schneller als andere Menschen? Oder nimmt ihr Teint nur eine gewisse Erdfärbung an? Der gebeugte Rücken zumindest kündet von einem immerwährenden Kampf mit den Widrigkeiten der Natur, die der Gärtner doch so gerne verändern möchte.

Zu Bericht 7

Wie viel Werkzeug braucht der Gärtner? - Weniger als man meint. Neben Erörterungen, was man wirklich braucht, finden sich Plädoyers für Qualität und Redundanz ...

Letzte Aktualisierung: 24.7.2006  -  © Garten-pur GbR