Die Unterpflanzung einer Birke

Hilfe! - oder - Wunderbar, ein Schattenbeet!

Es ist immer schade, wenn man in Gärten Birken sieht, in deren Schatten- und Wurzelbereich nur Immergrün wächst oder der Platz gar nicht genutzt wird. Dabei kann man mit ein wenig Bodenaufbereitung und geschickter Pflanzenwahl solche Bereiche in üppige Beete verwandeln!

Dieser Artikel gilt deshalb trotz seines Titels nicht nur für Birken; dieser Baum ist ein Extrembeispiel, da er ein Flachwurzler ist und es deshalb den Pflanzen unter seiner Krone recht schwer macht. Nach dem selben Muster kann man auch andere Bäume unterpflanzen.

 

Die Vorbereitung des Beetes

Im in der Regel verdichteten Boden unter Birken wächst von alleine bis auf hartnäckige Wurzelunkräuter nur wenig, weil die Pflanzen wegen des verdichteten, trockenen Bodens nur schlecht einwurzeln. Immer hilfreich ist es, den Boden erst mal zu harken und aufzulockern. An sehr verfilzten Stellen kann man auch mit dem Spaten einen Teil der Wurzeln zerhacken, was ich aber nur bei schon großen Birken und in einigem Abstand zum Stamm tun würde, um dem Baum keinen unnötigen Schaden zuzufügen.

Um das Aufbringen von Erde wird man nicht herumkommen, allgemein gilt, je mehr, desto besser! Und die optimalsten Bedingungen erhalten Pflanzen, wenn man gut ausgereiften Kompost oder Mist untermischt. Unser Beet, das wir im Frühling 2002 vergrößerten und neu anlegten, haben wir mit mehrere Jahre altem Kompost aus Schafmist gedüngt, was sich auf das Wachstum der Pflanzen sehr positiv auswirkte.

Ganz schlechte Erfahrungen (das gilt nicht nur für Schattenbeete) haben wir mit Rindenmulch gemacht - viele Pflanzen wuchsen nur langsam oder gingen ganz ein, wohl auch, weil die Erde zu sauer wurde. Häcksel vom Heckenschnitt eignet sich weitaus besser, um die Feuchtigkeit zu regulieren und länger im Boden zu halten.

 

Gedanken zur Planung

Wenn der Boden nun vorbereitet ist, kommt man zum schönen Teil der Arbeit: Der Planung! Welche Pflanzen kommen wohin? Soll das Beet das ganze Jahr über etwas bieten oder soll es einen Schwerpunkt auf bestimmten Jahreszeiten haben? Oder geht es mir um Stauden, die den Boden schnell decken und keiner besonderen Pflege bedürfen?

So ein Bodendeckerteppich kann durchaus reizvoll sein und man muss weder viel abschneiden noch Unkraut jäten, höchstens einmal im Jahr eindämmend einschreiten, damit nicht eine Pflanze die andere vollkommen überwuchert.

Genau so kann man ein abgestuftes Staudenbeet anlegen - das ist aber bedeutend schwieriger und verlangt eine konsequentere Pflanzung als zum Beispiel ein einfaches üppiges Schattenbeet, in dem ein paar höhere Stauden zwischen niedrigeren Pflanzen und Bodendeckern aufragen. Sollte eine Pflanze nicht so wachsen wie erwartet, so lässt sie sich im letzteren Beet leichter austauschen als in einem geordneten!

Das sollte man sich alles vorab überlegen, dann erst kommt man zur Pflanzenauswahl. Die nachfolgende Beschreibung ist mit Sicherheit nicht vollständig, auch variiert die Bodenbeschaffenheit unter Birken und es müssen nicht alle Exemplare einer Pflanze gleich anpassungsfähig sein.

 

Einige Pflanzen für den Schatten unter einer Birke

Für den Hintergrund eignen sich höhere und ausladendere Stauden wie der Geißbart (Aruncus dioicus), der im Mai und Juni weiß blüht und bis zu 1,3 m Höhe erreicht. Der Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) wird bis zu 60 cm hoch und ist solche Standorte gewöhnt, schließlich kommt er im Wald in den trockensten Hängen vor. Ebenfalls gut wachsen der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea), der bestens zu gelb panaschierten Funkien passt, und sein purpurner Verwandter Digitalis purpurea.

Ganz entgegen seinem weitläufigem Ruf als sonnenliebende Bauerngartenpflanze wächst bei uns auch das Mutterkraut (Tanacetum parthenium) gut unter der Birke. Wenn es nicht angeflogen wäre, hätte ich seine Ansiedlung wohl nie probiert, so tanzen seine Gänseblümchenblüten fröhlich über den Funkien und die Blätter erschlafften auch in den Sommermonaten nicht.

Aber auch Astern, die fälschlicherweise immer mit freien und sonnigen Flächen assoziiert werden, gedeihen in lichteren Wurzelbereichen der Birken, so etwa Aster divaricatus, die im Herbst weiß blüht und genauso wie Aster macrophyllus eine ausgesprochene Waldaster ist. Letztere ist in Helllila und Weiß erhältlich. Aster ageratoides 'Asran' wird einen halben Meter hoch, bleibt zuverlässig mehltaufrei und blüht ab September ebenfalls weiß, genauso wie Aster ericoides, die bei selber Höhe viele kleine Blüten hervorbringt, die einer Wolke gleich über den anderen Pflanzen schweben. Helllila hingegen blüht Aster cordifolius. Die beiden Wildastern laevis und yunnanensis eignen sich ebenfalls zur Unterpflanzung von Gehölzen - beide blühen hellblau und werden um die 60 cm hoch.

Thalictrum aquilegifolium, die heimische Wiesenraute, passt auch gut in eine solche Pflanzung; ihre feinen Blätter stehen in beeindruckendem Kontrast zu denen der Funkien. Die Wiesenraute blüht im Mai rosa, weiß oder rot und ist keineswegs so zerbrechlich, wie ihr anmutiges Aussehen vermuten lassen würde.

Andere höhere Stauden, die mit der trockenen Erde unter Birken und deren Wurzeldruck zurecht kommen, gibt es, außer der bekannten und dankbaren Akelei (Aquilegia vulgaris) nur wenige, deshalb kommen wir gleich zu den typischen Schattenstauden, den Funkien:

Hosta - Arten und Sorten gibt es Tausende - von heiklen Zwergen bis zu anspruchslosen Riesen. In unserem Beet haben sich 'Frances Williams' und sieboldiana sehr gut bewährt, die beide große Blätter mit guter Substanz auf starken Stängeln treiben. Im Frühling mit etwas Kompost gedüngt, wuchsen sie im Sommer trotz Trockenheit zu ansehnlichen Büschen heran. Gut gedeihen unter der Birke auch 'Golden Tiara', 'Sweetie' und eine fortunei 'Aureomarginata'. Trotzdem muss man sich, wie auch bei fast allen anderen Stauden klar sein, dass sich Funkien unter einer Birke viel langsamer als in humosem, lockerem Boden entwickeln, da sie sich erst gegen die Birkenwurzeln durchsetzen müssen, bevor sie selbst sich zu voller Größe entwickeln können.

Bei den mittelhohen Stauden gibt es für unser Beet eine weit größere Auswahl. Zu den dankbarsten, völlig problemlos und schnell wachsenden Stauden gehört als erstes einmal der Storchschnabel, dessen Vertreter Geranium macrorrhizum, Geranium x cantabrigiense und Geranium dalmaticum, eigentlich ein Geranium für die volle Sonne, unter einer Birke rasch etwaige Lücken füllen. Alle drei Arten bekommt man in den Blütenfarben von Pink über Rosa bis Weiß - Geranium dalmaticum ist mit 15 cm von allen sicher der kleinste, die anderen beiden werden 30 bis 40 cm hoch. Aber auch Geranium nodosum, das helllila blüht, behauptet sich im trockenen Schatten. In etwas humoseren Bereichen kann man Geranium himalayense den Boden decken lassen - seine blauen Blüten erscheinen im Mai.

Für den Frühling darf man keineswegs die Elfenblumen vergessen! Epimedium x rubrum blüht rot-weiß und deckt den Boden zuverlässig - lässt man das Laub stehen, wirkt es mit seinen in Winter roten Blättern. Sattgelb dagegen blüht Epimedium perralchicum 'Frohnleiten', es wächst rasch und bleibt den Winter über grün. Als ebenfalls trockenheitsresistent gelten Epimedium perralderianum und Epimedium pubigerum, beide gelbblühend. Schwefelgelbe Blüten zieren Epimedium x versicolor 'Sulphureum'. Man könnte noch einige Arten aufzählen, aber das sind die gängigeren, bei deren Beschaffung man keine großen Mühen haben dürfte. Trotzdem lohnt es sich, dieser Gattung sein besonderes Augenmerk zu schenken, da nicht nur Sammler dort und da auf einige besondere und leicht zu haltende Schattenstauden treffen wird, die fast alle bereits ab April blühen.

Eng mit Epimedium verwandt ist die Vancouveria, allerdings bevorzugt sie, wenngleich sie Trockenheit toleriert, eher humosen Boden.

Farbe in das Frühjahr bringen auch die verschiedenen Vertreter des Immergrüns - längst beschränkt sich diese Art nicht mehr nur auf die langweiligen blauen Friedhofspflanzen! Lebhaft panaschiert bringt Vinca major 'Variegata' zusammen mit dem Purpurglöckchen (Heuchera micrantha 'Palace Purple') Kontraste in unser Birkenbeet. Aber auch Vinca minor 'Alba' und 'Atropurpurea', die mit reinem Weiß und samtigem Purpur ungewöhnliche Farben ins herkömmliche Immergrünsortiment bringen, sind raschwachsende Schönheiten. Doch wie schon bei den Elfenblumen tun sich für Interessierte spannende Welten auf: Vinca minor 'Aureovariegata' etwa ist kräftig gelb panaschiert, Vinca minor 'Illumination' hingegen hat gelbes Blatt mit bloß einem dünnen, grünen Rand, und es soll auch gefüllte Sorten geben, die ich aber schon länger vergeblich suche.

Eines ist aber allen Immergrünsorten gleich - man kann sie zusammen mit der gelben und ebenfalls gut wachsenden Waldsteinia geoides einen Farbteppich weben lassen, gegen den sich kein Unkraut durchsetzen kann. Zum Gelb dieser Staude passen auch die blauen Kerzen des Günsels, der in letzter Zeit zur Modepflanze avanciert zu sein scheint - nie zuvor war die Auswahl an panaschierten, gepunkteten und rotblättrigen Ajuga reptans - Sorten so groß.

Zur selben Zeit blüht auch das blaue Gedenkemein (Omphalodes verna) und die wunderschön gezeichneten Blätter des Aronstabes (Arum italicum 'Marmoratum') entfalten sich neben der Frühlingswicke (Lathyrus vernus), die rosa oder weiß blühen kann. Wenn man von gelegentlichen Eindämmungsaktionen nicht zurückschreckt, kann man auch die Walderdbeere (Fragaria vesca) dazupflanzen: Das Aroma der kleinen Beeren ist unübertroffen. Um das Waldflair zu vervollständigen, könnte man noch den Frauenfarn (Athyrium filix-femina) pflanzen und wenn wir schon bei den Farnen sind: Auch Asplenium scolopendrium, der Hirschzungenfarn, fühlt sich bei uns unter der Birke wohl.

Als nicht umzubringen haben sich auch diverse Efeuarten (Hedera) erwiesen, die im kargen Boden nicht so sehr wuchern können. Etwas eingeschränkt ist auch das Wachstum der Maiglöckchen. Überhaupt scheint Convallaria majalis mit allen Standortbedingungen zurecht zu kommen - egal ob in praller Sonne, feuchtem oder trockenem und verdichtetem Substrat: Überall erscheinen im Frühjahr die Spitzen und im Mai duftet der ganze Garten.

Am Ende dürfen wir nicht auf die Schaumblüte vergessen. Nicht nur die bekannte, ausläufertreibende Art Tiarella cordifolia und die horstig wachsende Tiarelle wherry sollten Einzug in unsere Gärten finden; es gibt viele neue Sorten mit geflecktem und panaschiertem Blatt. Die Kreuzung mit dem schon erwähnten Purpurglöckchen (Heuchera) brachte Hybriden mit dem Namen Heucherella hervor, von denen einige sicher unseren Vorstellungen von einer anspruchslosen Schattenpflanze entsprechen.

Als ebenfalls dankbar unter Birken hat sich der Knöterich erwiesen. Bistorta (früher Persicaria bzw. Polygonum) affinis überzieht die Erde langsam aber stetig und blüht dazu noch ab Juni mit rosa Blütenständen. Sein eigentlich feuchten, humosen Boden liebender Verwandter Bistorta officinalis (früher Persicaria bistorta/Polygonum bistorta), aus Versehen unter die Birke gepflanzt, bringt große, schöne Blätter hervor, wenngleich seine Wuchskraft etwas leidet und er nur wenige Blüten gebildet hat. Umspielt von den Ranken des Immergrüns wirkt er jedenfalls gut!

 

Was dazu noch gesagt gehört!

Die Beurteilung, ob eine Pflanze gut wächst oder nicht, ist subjektiv. Wenn ich hier eine Staude anführe, die unter unserer Birke gut gedeiht, so kann jemand, der den Wuchs dieser Pflanze in ihrem Ideallebensraum kennt, das ganz anders beurteilen wollen, gar zu behaupten verlangen, sie wachse nicht, sie mickere.

Im Grunde bin ich eine Verfechterin der standortgerechten Pflanzung. Nur ungern setze ich Stauden an Stellen, die ihrer Natur nicht entsprechen - aber manchmal muss man sich gewisser Tricks bemächtigen, der Pflanze ein Schnäppchen schlagen, andere nennen das vielleicht experimentieren. Würden wir bedingungslos auf die Ansprüche der Pflanzen eingehen, würden wir eine Birke wohl nur mit wilden Brombeeren, unsere ganzen Gärten nur mit einheimischen Wildstauden bepflanzen können.

Niemals wird ein Bambus, und da kann er noch so grünen und sprießen, jene Bedingungen vorfinden, die ihn in seiner Heimat zu Wäldern wachsen lassen. Und nie werden wir ein Birkenbeet so anzulegen im Stande sein, dass alle Pflanzen wuchern, als seien sie angeflogen und dies ihr Lebensraum. Und trotzdem streben wir nach einer schönen Bepflanzung, einem grünen Band am ungünstigen Platz, mit falschen Pflanzen.

Und es gefällt uns, was wir pflanzen! Doch niemand sollte sich wundern, wenn er eine Staude von den wassersaugenden Wurzeln der Birke befreit und sie in den Halbschatten eines humosen Beetes setzt; innerhalb eines Jahres wird er feststellen, dass sie mehr wächst, als in 5 Jahren unter der Birke...

Hilfe! - oder - Wunderbar, ein Schattenbeet!

 

Katrin Lugerbauer - Text und Bilder © 29.2.2004

Letzte Aktualisierung: 23.2.2015  -  © Garten-pur GbR