Storchschnabel - Geranium (Hardy Geranium)
Die Verwendung in unseren Gärten
Dieser Artikel richtet sich an all jene, die diese Pflanzen gerne kultivieren, sie sammeln oder sich genauer über diese Gattung informieren möchten. Zu behaupten, Storchschnabel, und zwar die winterharte Staude, nicht die frostempfindliche Topf- und Balkonpflanze Pelargonium, im Volksmund oft als ‚Geranie’ bezeichnet, würde im Garten zu wenig verwendet werden, stimmt nicht ganz. Es ist zwar nach wie vor schwierig, mehr als 5 verschiedene Arten oder Sorten in gängigen Gärtnereien zu finden, doch zeigen immer mehr Betriebe wachsendes Interesse an dieser vielfältigen Gattung und es ist nun auch hier in Österreich und Deutschland möglich, aus größeren Sortimenten auszuwählen. Das haben wir sicher auch England zu verdanken, wo der Storchschnabel schon viel länger Popularität genießt.
Weshalb bereichern Storchschnäbel unsere Gärten?
Im Gegensatz zu anderen Stauden kann man Geranium in Arten und Sorten an beinahe jedem Standort halten, sie stellen keine besonderen Ansprüche, werden von den Schnecken gemieden, sind größtenteils winterhart und wachsen, bis auf wenige Ausnahmen, rasch. Sie sind als Solitärpflanzen ebenso zu benutzen wie als Bodendecker, als Füllpflanzen in Staudenbeeten oder als Kontrastpflanzen. Manche sind wintergrün, andere blühend beinahe ununterbrochen, andere passen perfekt zu Rosen – viele Arten dieser Gattung kann man gut als Unterpflanzung verwenden.
1) Verwendung von Geranium in Staudenrabatten
Wer kennt sie nicht, diese Lücken in Staudenbeeten – entweder es fehlt die richtige Übergangsfarbe oder in einem Monat blüht dort nichts oder eine staksige Rose soll ‚getarnt’ werden. Hier sind Geranium am richtigen Platz. Noch schöner sind allerdings Beete, in die von Anfang an Geranium eingeplant wurden.
Klassisch ist hier die Kombination von G. magnificum mit Alchemilla (Frauenmantel), denn das manchmal als schlecht verbindbar bezeichnete Gelbgrün des Frauenmantels bildet mit den violett geaderten Blüten dieses Geraniums einen eindrucksvollen Kontrast.
Oft sieht man Frauenmantel mit dem schwarzäugigen, magentafarbigen bis zu 1,2m hohen G. psilostemon – manchen ist diese Kombination zu kräftig. Pflanzt man allerdings hohe Glockenblumen (in GB wird Campanula lactiflora verwendet, das hier leider nicht immer winterhart ist – alternativ kann man C. latifolia oder persicifolia verwenden), Thalictrum lucidum und Salvia nemorosa in Violett, kann man den Kontrast relativieren.
Von G. x oxonianum (G. endressii x G. versicolor) existieren gegenwärtig über 50 Sorten, darunter einige gute Rabattenpflanzen wie etwa:
● 'A.T. Johnson' in Hellrosa
● 'Rebecca Moss' in einem silbrigen Blassrosa
● 'Rosenlicht' in einem dunklen, sehr leuchtendem Pink
● 'Sherwood' mit rosa, ganz schmalen Blütenblättern
... und viele andere. Sie passen ebenfalls gut zu Rosen, dienen als Wegbegrenzung oder dürfen Staudenrabatte nach vorne abschließen.
Geranium pratense ist aufgrund seines aufrechten Wuchses ebenfalls gut in Beeten zu verwenden und auch hier gibt es eine unüberschaubare Anzahl an Sorten. In letzter Zeit ist besonders G. pratense ‚Midnight Reiter’ berühmt geworden – diese Staude hat hellblaue Blüten und purpurrotes Laub, was sie als Kontrastpflanze interessant macht; leider ist sie bisher schwer erhältlich. Doch auch die anderen Sorten dieser Art können sich sehen lassen: 'Striatum' (auch 'Splish Splash'), das unregelmäßig blau-weiß gestreifte Blüten trägt, leider aber nur selten rein angeboten wird oder auch 'Mrs. Kendall Clarke' mit helllila Blüten mit weiß-grauer Aderung ist schön, wird aber leider oft zu hoch und muss dann gestützt werden. Manche Sorten dieser Art sind bedauernswerter Weise mehltauanfällig und müssen dann zurückgeschnitten werden. Die gefüllten Sorten 'Plenum Violaceum' und 'Plenum Coeruleum' sind etwas schwerer zu halten. Alle Arten werden, bodenabhängig, 50-70cm hoch. Erfolgsversprechend soll die neue Sorte G. pratense var. stewartianum 'Elisabeth Yeo' sein, die rosa ist und sehr früh zu blühen beginnt.
Als Beetstaude muss man auch unbedingt G. 'Brookside' erwähnen – eine Hybride zwischen G. pratense (dessen Sorten auch gut in Rabatte passen) und G. clarkei 'Kashmir Purple' (das zwar wuchert, dies auf 'Brookside' nicht weitergegeben hat). Sie blüht in einem umwerfenden Blau und ist meiner Meinung nach eines der schönsten Geranium.
Weitere Geranium zu diesem Thema bei meinen Empfehlungen!
2) Storchschnäbel im Schatten und Halbschatten
Gerade an solchen problematischen Orten hat man bei Storchschnäbeln eine reiche Auswahl, wenngleich sie im vollen Schatten nicht mehr gut gedeihen. Im Schlagschatten von Bäumen oder Gebäuden hat sich G. macrorrhizum als erfolgreich erwiesen. Diese Art deckt den Boden zuverlässig, blüht von rosa bis pink - je nach Sorte - und es gibt sogar eine weißblütige Pflanze und eine mit panaschierten Blättern, die aber langsam wachsen.
G. x cantabrigiense ist eine Kreuzung zwischen G. dalmaticum und G. macrorrhizum und wächst zarter als die oben beschriebene Art, trotzdem ist sie ein guter Bodendecker und man kann in Schattenbeeten zwischen Hosta oder Farnen gute Effekte erzielen. 'Biokovo' hat weiße, 'Cambridge' rosa Blüten – es gibt aber noch viele weitere Sorten, die alle ähnlich blühen.
Ein Allroundtalent ist G. phaeum: Es wächst zwar auch in Staudenrabatten, entwickelt sich aber – zumindest bei mir – im Halbschatten auf nicht zu trockenem Boden viel besser. Diese Art wird zu Unrecht als triste, düstere Pflanze abgestempelt, denn nur die wild vorkommende Art blüht dunkelpurpur! Es gibt die Sorten...
● 'Alba' blüht weiß mit gelben Staubgefäßen und wird etwa 70cm hoch
● 'Lilly Lovell' ist mauveblau, trägt reingrünes Blatt und wird ca. 80cm hoch
● 'Roseum' altrosa und gut bodendeckend
● 'Joan Baker' rosa mit weißem Ring, auffällig!
● 'Samobor' DAS Blattschmuckgeranium schlechthin – mit der dunkel-purpurnen Zeichnung auf den grünen Blättern ist es eine wertvolle Bereicherung für schattigere Beete
... und etliche andere, die in unseren Gärten viel öfter gepflanzt werden sollten.
Für schattige und trockene Standorte unter Hecken ist G. x oxonianum 'Claridge Druce' förmlich geschaffen: Mit schönen rosa Blüten, die eine dunklere Aderung aufweisen, wächst es rasch und für geordnete Beete zu aggressiv, klimmt mit Blütenstängeln in den Nachbarpflanzen und deckt den Boden zuverlässig.
Auch G. versicolor wächst an solchen Stellen, wenn auch nicht so schnell – es trägt hübsche kleine weiße Blüten mit violetter Aderung.
Geranium sylvaticum dagegen wird gerade im Halbschatten richtig üppig, was auch sein Name schon verrät. Hier gibt es außer der Wildart, die sicher am unkompliziertesten ist, auch die Sorten 'Alba', die weiß blüht, 'Amy Doncaster', deren Blüten rein blau mit weißem Auge sind, 'Baker’s Pink' dagegen hat ungeaderte rosa Blüten; alle werden ungefähr einen halben Meter hoch. Auch hier wächst das Sortiment jährlich.
Weiters wachsen an halbschattigen Orten G. maculatum als Art und die Sorte var. album. Es ist eine ca. 60cm hohe Waldstaude, die Schatten braucht, um sich gut zu entwickeln!
Und natürlich noch G. nodosum - diese Art blüht ausdauernd, ist genügsam und außerdem gibt es neben 'Svelte Lilac', das helllila blüht, noch die äußerst hübsche Sorte 'White Leaf', die samtig purpurne Blütenblätter besitzt, bei der jedes einzelne Blütenblatt weiß umrandet ist, was der Blüte ein wertvolles Aussehen verleiht.
3) Geranium an trockenen, sonnigen Standorten
Die meisten Vertreter dieser Gattung mögen eher frische, gute Böden ohne volle Sonneneinstrahlung, also in Gesellschaft mit anderen Stauden – anders folgende Arten:
Als Blattschmuckpflanze bekannt geworden, ist vielen nicht bewusst, dass G. renardii und seine rosalila Auslese G. renardii 'Teschelda' nur in voller Sonne dauerhaft blühen und sich wirklich gut entwickeln. Die Art selbst hat weiße Blüten mit violett-grauen Adern und krepppapierähnliches Laub, das im Herbst eine wunderschöne Färbung aufweist. Am besten verwendet man sie in Irisbeeten, weil diese Pflanzen die gleichen Ansprüche stellen.
G. sanguineum wird bis zu 40cm hoch und wächst mit Vorliebe in Steingärten, nimmt aber auch einen Platz im Beetvordergrund an. Die drei bekanntesten Sorten, neben vielen:
● 'Alba' wächst lockerer als andere Sorten, ca. 45cm hoch, blüht kreideweiß – toll zu Rosen!
● 'Max Frei' kompakt und dicht wachsend, Blüten leuchtend violettrot, 40cm
● var. striatum blüht apfelrosa mit dunkler Aderung, wirkt deshalb aus der Ferne hellrosa
Von G. cinereum dürfte die bekannteste Sorte 'Ballerina' sein; sie ist nicht so empfindlich wie die anderen ihrer Art und blüht blass rosa-lila mit dunklen Adern, hat kleine graue Blättchen und wird kaum 15cm hoch. Es gibt noch einige andere, die vom Wuchs her alle gleich sind; erwähnenswert, weil bekannt, ist noch G. cinereum var. subcaulescens, das pink mit dunklem Auge blüht. Diese Art wird leider oft als G. cinereum var. subcaulescens 'Splendens' angeboten, was aber nicht so grell blüht und dessen Blütenblätter einander überlappen. Die anderen Sorten sind recht anspruchvoll.
4) Persönliche Empfehlungen
Es ist zwar der gesamte Beitrag von meinen persönlichen Vorlieben bei den Storchschnäbeln geprägt – trotzdem möchte ich hier noch ein paar meiner Lieblingsarten und –sorten erwähnen, die meiner Meinung nach wirklich tolle Pflanzen sind.
Hierzu gehört der Hybride 'Sirak' mit den Elternpflanzen G. gracile und G. ibericum. Er blüht reinrosa mit der feinen dunklen Aderung gracile’s, wird ca. 40cm hoch und bildet dichte, sich ausbreitende Horste. Eine wundervolle Pflanze!
Weiters möchte ich 'Patricia' loben, eine Kreuzung zwischen G. psilostemon und G. endressii, die klimmende Blütenzweige mit pink-rosa, schwarzgeäugten Blüten bildet. Langblühend und wunderschön!
'Brookside', oben schon beschrieben, ist ebenfalls ein Muss, genauso wie 'Philippe Valpelle', eine Kreuzung zwischen G. renardii und G. platypetalum. Diese Pflanze hat die magnificum-ähnliche Blüten und krepppapierartige Blätter und wächst gut in Rabatten.
Ich denke, dieser Artikel bietet zwar einen Überblick, ist aber sehr unvollständig. Zu umfangreich ist die Gattung der Storchschnäbel und zu viele neue Züchtungen kommen jedes Jahr in die Gärtnereien, als dass ich sie alle erwähnen könnte. Besonders die Wildarten sind interessant und von ihnen werden in den nächsten Jahren aufgrund der Forschungsreisen nach Ostasien noch viele zu uns gelangen.
Wenn Ihnen irgendwelche Unklarheiten geblieben sind (oder ich sie erzeugt habe) oder Sie einen Fehler entdeckt haben (was durchaus vorkommen kann), dann würde ich mich freuen, wenn Sie mich unter der oben angegebenen Email-Adresse kontaktieren würden.
Diskussionen rund um das Genus Geranium können im Staudenforum von garten-pur oder im Geraniumforum auf meiner Seite geführt werden.
Bücher zu diesem Thema
-‚Geranium für den Garten’ von Coen Jansen, Ulmer Verlag
- ‚Geranium’ von Peter F. Yeo, Ulmer Verlag
(entsprechende Buchbeschreibung gibt es im Gartenbuch-Forum)
Bezugsquellen
- Gärtnerei Sarastro von Christian Kreß http://www.sarastro-stauden.com
- Gärtnerei Praskac http://www.praskac.at
- http://www.esveld.nl
- http://www.friesland-staudengarten.de
- http://www.graefin-v-zeppelin.com
- http://www.stauden-stade.de
- http://www.hortensis.de
- http://www.hessenhof.nl/
- http://www.stauden-eskuche.de
Katrin Lugerbauer - Text und Bilder © 17.12.2003
katrin.lugerbauer@gmx.at
Letzte Aktualisierung: 23.2.2015 - © Garten-pur GbR