Cotinus - Rauchzeichen und Feuer im Garten - der Perückenstrauch

Die verkehrte Welt der Perückensträucher - Cotinus. Obwohl man die Kunst der Kommunikation via Rauchzeichen den amerikanischen Ureinwohnern zuschreibt, beherrscht der europäische Vertreter der Gattung Cotinus dies weit besser als sein amerikanischer Verwandter. Dafür aber lodert das Feuer in amerikanischen Gärten kräftiger. Ein kleiner Bericht für alle Freunde des "Smokebush" oder jene, die es werden wollen …..

"Nein, nein, das wird hier nichts!" - "Das ist sicher der falsche Platz dafür, glaub mir!" So oder ähnlich, mit Sicherheit aber bestimmt und dabei kräftig formuliert, äußerte mein Vater seine Zweifel an der Angemessenheit des Pflanzplatzes, den ich meinem ersten Perückenstrauch (Cotinus coggygria - Gewöhnlicher Perückenstrauch, früher Rhus cotinus), der grünlaubigen Wildform, zuerkannt habe. Wohl wissend um seine Qualitäten habe ich ihn vor einigen Jahren vom Versorgungsparadies "Container" sprichwörtlich in die Wüste geschickt. Er musste sich plötzlich mit der harten Realität der Regentschaft einer ca. 40-jährigen Betula pendula (heimische Birke) arrangieren. Im zweiten Jahr machte er noch nicht sonderlich auf sich aufmerksam und mit einem "Ich sag's dir ja, der Platz passt nicht!", quitierte der kritische Elternteil mit Reminiszenz an das vergangene Jahr locker im Vorbeigehen. Als eine weitere Vegetationsperiode verstrichen war, wartete ich mit Spannung (und Vergnügen) auf das "alljährliche Stimmungsbarometer". Nach Etablierung eines Wurzelsystems war nun deutlich ein starker, gesunder, erkennbarer Zuwachs auszumachen. Tja, das Orakel versank mit vielsagendem Schweigen in der Artikulationslosigkeit. Mittlerweile führt ihm der wunderbare Anblick eines fast 3 m hohen Strauches (baumförmig gewachsen) so etwas wie die wahrhaftig gewordene Unwahrscheinlichkeit vor Augen. In Anbetracht seiner Misserfolge mit der Kübelkultur von Cotinus coggygria 'Royal Purple' schwankt er nun zwischen Verwunderung und mangeldem Vertrauen in seine Sinneswahrnehmung. Denn eines ist nach nun ca. 4-5 Jahren klar: Das Gehölz legt nicht nur die "Pflicht" an den Tag, sondern mit Sicherheit auch die "Kür".

Cotinus coggygria - der europäische Perückenstrauch

Die Wildform des europäischen Perückenstrauches, dessen natürliches Verbreitungsgebiet das östliche Mittelmeergebiet bis Mittelasien sowie der Nordosten des Himalaya ist, stellt weder besondere Ansprüche an den Boden noch an die Lichtverhältnisse, wenngleich auch ein vollsonniger Standort bevorzugt wird. Durch seine weite Standortamplitude (mehr dazu weiter unten bei Cotinus obovatus) kann er in vielen Gestaltungssituationen angepflanzt werden. Dabei zeichnet er sich auch durch Trocken- und Hitzeresistenz und somit durch seine Verwendbarkeit an Problemstandorten aus - zum Beispiel bei der Unterpflanzung von Birken. In laublosem Zustand ist er anhand der typischen, blaubereiften Triebe leicht zu erkennen bzw. zu bestimmen. Die Innenrinde riecht nach Möhren/Karotten. Darüber hinaus kann man ihm auch ein hohes Maß an Auffälligkeit attestieren. Zum einen setzt die rundlich-eiförmige Blattform weithin sichtbare Akzente, zum anderen spielt gerade auch die Herbstfärbung "alle Stückerl". Von Gelb über Orange bis hin zu Rot treten oft alle Farben gleichzeitig auf. Der Hit dabei: Die Blätter stehen oft so dicht (besonders an den Triebenden), dass sie sich gegenseitig teilweise abdecken. So bietet das darüberliegende Blatt in den ersten kühlen bzw. leichten Frostnächten eine Art (teilweise) Abdeckung für das darunterliegende Blatt. Dies hat eine deutlich unterschiedliche Färbung der geschützten bzw. ungeschützten Flächen vieler Blätter zur Folge. Ein Detail, dass mich jeden Herbst aufs Neue begeistert. Manchmal hat man sogar das Glück, ein kleineres Blatt mit Spreite auf dem darunterliegenden "abgebildet" zu sehen (siehe Foto rechts). Naturfotografie im wahrsten Sinne des Wortes.

Doch damit hat dieses Gehölz sein Pulver noch nicht verschossen. Denn im Juni/Juli trägt es bis 20 cm große, endständige Blütenrispen, die im Gesamteindruck eher unscheinbar sind. Männliche und weibliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze. Manchmal bilden sich auch zusätzlich bisexuelle Blüten ("perfect" flowers) aus. Die Fruchtstände allerdings - sie bestehen aus den fein behaarten Stielen der unfruchtbaren Blüten - muten perückenartig an. Ein großer Strauch, über und über voll mit den seidigen, verschwommenen Fruchtständen, erweckt den Eindruck, als "rauche es aus dem Blattwerk heraus". Man könnte es auch als den Mündungsqualm eines eben benutzen Gewehres deuten. Die kleinen Rauchwolken scheinen ja den Triebenden (den Gewehrläufen) zu entspringen. Daher auch der bezeichnende amerikanische Name "somkebush" bzw. "smoketree". Es ist nicht übertrieben zu sagen: Zur Blütezeit hinterlassen diese Gehölze einen völlig anderen Eindruck beim Betrachter. Ein ausgewachsenes Exemplar in voller Blüte ist ein beeindruckendes Schauspiel, ein kaum zu übertreffender Hingucker. Aber smokebush ist nicht gleich smokebush. Der "smoke", also die Fruchtstände, können von Sämling zu Sämling sehr stark divergieren. An einer Pflanze sind sie groß und locker aufgebaut, wie auf dem Foto zu sehen, auf anderen wiederum sind sie kleiner und extrem dicht gebaut, wobei sie stark an Quasten erinnern. Die Unterschiede von Sämlingen, deren Samen auf Expeditionen gesammelt und dann im Arnold Arboretum gezogen und beobachtet wurden, ist hinsichtlich von Blütendichte, Blühbeginn und Blühdauer von beachtlicher Divergenz (Cotinus weist einen sehr unterschiedlichen Genpool auf (Tripp)), sodass die relativ überschaubare Zahl an Kultivaren verwundert. Jedenfalls liegt hier ein großes Potential für künftige Baumschulsortimente bzw. für das Erfreuen so manchen Dendrologenherzens.

Die Kultivare

Die der seit 1656 in Kultur befindlichen Art zurechenbaren gärtnerischen Selektionen weisen ebenfalls beachtliche Unterschiede auf und bringen einen gewissen Suchtfaktor mit sich. Einige, über die ich aus eigener Erfahrung zu berichten weiß bzw. die ich für empfehlenswert halte, seien hier angeführt.

'Young Lady' ist ein jüngerer Kultivar, der etwas kleiner (ca. 2m x 2m) bleiben soll und daher auch auf begrenzten Flächen einsetzbar ist. Selektiert wurde sie bei H. Kolster in Holland. Diese Sorte, und das kann ich aus Erfahrung bestätigen, bildet anders als die oben genannten, bereits im ersten Standjahr Blüten aus. Auch kann man an ihr beobachten, dass sich immer wieder neue Blüten bilden und die Blütezeit sich somit bis in den späten Oktober hinein erstreckt. Dadurch kommt man in den Genuß, Blüten und Fruchtstände gleichzeitig nebeneinander betrachten zu können. Die letzten Blüten erwischt erfahrungsgemäß der Frost. Wohl Argumente genug, diese neue Selektion zu versuchen.

Am weitesteten verbreitet ist wohl 'Royal Purple' mit tief dunkelrotem Laub (manchmal fast schwärzlich anmutend), das auch im Sommer nicht vergrünt. Im Herbst färben sich die Blätter teilweise scharlachrot. Ich konnte heuer einen Schwenk Richtung eines (wenig intensiven) Orange feststellen. Die Blütenstände sind ähnlich gefärbt.

Für mich der absolut schönste Kultivar ist 'Rubrifolius’. Sieht man von Bezugsquellen in Holland ab, ist zur Beschaffung im deutschsprachigen Raum entweder Glück von Nöten, oder man begibt sich zwangsläufig in ein dendrologisches Beschaffungsabenteuer. Diese Selektion ist auch - vor allem im amerikanischen Raum (deckt sich auch mit Hillier) - unter den Namen 'Foliis Purpureis Notcutt's Variety' oder etwas schlichter 'Notcutt’s Variety' (Bärtels kennt ihn unter diesem Namen, weist als 'Foliis Purpureis Notcutt's Variety' allerdings einen eigenen Kultivar aus; Warda führt ihn unter 'Rubrifolius') bekannt. Tripp führt ihn unter 'Foliis Purpureis'.

Allein von der Färbung des Laubes wäre die schwierigere Beschaffung im Vergleich zu 'Royal Purple'schon zu rechtfertigen. Er ist zwar ebenso rotlaubig, ebenso farbkonstant über den Sommer. Der Rotton ist allerdings ein anderer. Dirr schreibt dazu sehr bezeichnend, dass es selbst ihm nicht möglich ist, diese "strikingly rich color" einigermaßen farbtreu zu fotografieren. Im Herbst intensiviert sich die Farbgebung nochmals und zaubert dann noch mit Leichtigkeit einen absolut großartigen, ausgefallenen Effekt auf die Blätter. Beiderseits des Mittelnerves der Blätter bilden sich unregelmäßig geformte, andersgefärbte Segmente aus. Es ist schwierig zu beschreiben, ein wenig erinnert es an Mosaike. Da ein Bild mehr als tausend Worte auszusagen vermag, verweise ich hier auf das Foto dazu. Merkwürdig ist allerdings, dass außer Warda (mit einer Abbildung) niemand diesen absolut großartigen Herbsteffekt entsprechend würdigt. Die Blütenrispen sind heller als jene von 'Royal Purple’‚

'Golden Spirit’, auch unter 'Ancot' oder "goldleaf smokebush" bekannt, wird ebenfalls "nur" bis 2 m hoch. Er zeichnet sich vor allem durch seinen grünlich-gelben-goldigen Austrieb, der vor allem an den Triebenden den ganzen Sommer über beobachtet werden kann, aus. Die Herbstfärbung hat etwas Korallenfarbiges. Überhaupt wirkt sein Laub sehr hell und erfrischend und sollte jedenfalls vor einen dunkleren Hintergrund gepflanzt werden. Bei mir steht er vor einer dunkelroten Berberis-Hecke. Das tolle Feature dieser Selektion: Trotz dieser hell-gelblichen Blätter kann man ihn auch in die pralle Sonne pflanzen. Es treten keine Verbrennungen auf. Allerdings sind bei ihm im letzten Winter auffallend viele Triebe zurückgefroren. Ich kann zwar mangels Langzeiterfahrung noch kein abschließendes Urteil bilden, aber ich denke, er dürfte etwas empfindlicher als seine Kollegen sein.

Winterhärte

Wobei wir beim Thema Winterhärte angekommen wären. Generell in WHZ 6a (entspricht einem absolutem Minima von -23,3 Grad) eingestuft, bereitet er auch diesbezüglich meist keine Probleme. Dirr stuft ihn für amerikanische Verhältnisse sogar bis Zone 4, was einem absolutem Minima bis -34,4 Grad entspricht, ein. Er räumt aber ein, dass diese Temperaturen bei vielen Kultivaren (so auch bei 'Royal Purple’) zu einem massiven Zurückfrieren führen. Als optimalen Bereich nennt er WHZ 5 - 8. Auch Rheder stuft ihn in Zone 5 ein. Nach meinen Erfahrungen ist ein Winterschutz wohl nicht notwendig, wenngleich es gelegentlich zum Erfrieren einiger Triebspitzen kommt. Dies vor allem bei etwas empfindlicheren Selektionen und an sehr nährstoffreichen und feuchten Standorten. So läßt sich auch der oben genannte Totalausfall des 'Royal Purpel' meines Vaters in Kübelkultur erklären. Ähnliches berichtet schon E. Wocke 1922, wenn er ausführt: "... an feuchter Stelle leidet er leichter durch Frost, dem ab und zu auch sonst einige Äste zum Opfer fallen."

Cotinus coggygria ist gut schnittverträglich, zeigt dann aber genauso wie zurückgefrorene Exemplare starkes Wachstum und schönes Laub. Der Blütenansatz ist danach aber stark reduziert bis nicht vorhanden.

Vermehrung

Das anspruchslose Gehölz stellt uns auch hinsichtlich der Vermehrbarkeit vor keine unlösbaren Probleme. Gegen Ende August bzw. im September grün geerntete Saat sollte sofort ausgebracht werden. Nach der notwendigen winterlichen Kaltstratifikation gibt es im folgenden Frühjahr gute Keimergebnisse. Nach Brumm/Mann kommt es auch vor, dass das Saatgut zu einem guten Teil überliegt. Tripp führt an, dass zwei Stratifikationsperioden notwendig seien (dies kann auch durch eine kürzere Säurebehandlung gefolgt von einer längeren Kaltstratifikation bewerkstelligt werden). Für die Experimentierfreudigen unter uns berichten Dirr/Heuser Interessantes: Die Saat von rotlaubigen Selektionen führt zu überraschenden Mischungen aus grün- und rotlaubigen Sämlingen. Wer würde sich wohl nicht darüber freuen, unter den eigenen Jungpflanzen einen neuen Kultivar zu entdecken bzw. diesen benennen zu dürfen. Spellerberg läßt in Krüssmanns Gehölzvermehrung mit einem interessanten Hinweis aufhorchen: Cotinus coggygria 'Rubrifolius' soll aus Samen "ziemlich echt" fallen.

Eine Vermehrung mittels Stecklingen, die im Juni im aktiven Wachstumsprozess genommen werden sollten, führt zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Bärtels differenziert hier: Von grünlaubigen Mutterpflanzen sollten die Stecklinge genommen werden, wenn die Triebe "gerade mit dem Längenwachstum aufhören", bei rotlaubigen Pflanzen sollen die "Triebe noch so wenig verholzt sein, dass sie leicht brechen". Die Behandlung der bewurzelten Stecklinge ist aber schwierig. Zu schnelles Verpflanzen führt zu hohen Verlustraten. Auch die erste Überwinterung stellt eine große Hürde dar. Von diesen Schwierigkeiten berichtet auch Cullina.  Starkes Durchtreiben vor der Winterruhe ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Überwinterung (Spellerberg in Krüssmanns Gehölzvermehrung). 'Royal Purple' lässt sich auch gut mit im Dezember genommenem Steckholz bewurzeln. Veredlungen sind zwar möglich, aber aufgrund der oben genannten Vermehrungsmethoden nicht nötig. Als weitere Varianten sind Ableger und Wurzelschnittlinge möglich. Letztere werden von Tripp als gängige vegetative Vermehrungsform genannt.

Steckholz bewurzelt weniger zufriedenstellend. Hier sollte man wissen: nicht das Steckholz selbst bildet die neuen Wurzeln, sondern die an ihm entstanden Triebe an der Austriebsstelle (Spellerberg in Krüssmanns Gehölzvermehrung).

Cotinus obovatus - der Smoketree

Der zweite Vertreter der einstmals unter Rhus geführten Gattung ist der amerikanische Perückenstrauch (Cotinus obovatus, syn. Cotinus americanus, Chittamwood, füher Rhus cotinoides). Laut Bärtels WHZ 6b (entspricht lt. Tabelle einem absolutem Minima von -20,5 Grad), nach Tripp WHZ 6 (und auch Teile von Zone 5), nach Rheder WHZ 5, nach Cullina sogar Zone 4. Jedenfalls soll er empfindlicher sein als der bei uns heimische, europäische Verwandte (Silva Tarouca, Schneider). Das natürliche Verbreitungsgebiet lässt sich mit Tennessee, nördliches Alabama, Arkansas, Oklahoma und Zentral-Texas (Edwards Plateau, dort erreicht er zahlenmäßig den größten Bestand) sowie ein paar verstreute, kleinere Vorkommen in Kentucky und Missouri, abstecken. Früher verwendete man seine weißliche, innere Rinde, die sich nach Schälung ins Orange verfärbt, und sein gelbes Holz als natürliches Färbemittel. Aus diesem Grund wurde er während des amerikanischen Bürgerkrieges fast bis zum Aussterben gerodet. Heute ist er zwar nicht zahlreich, jedoch auch nicht mehr unter dem damaligen Druck, liegt auch das Augenmerk freilich auf seiner Funktion als Ziergehölz.

Seine Standortansprüche entsprechen in etwa jenen des europäischen Verwandten, auf den auch die folgenden Aussagen zutreffen. Vertragen werden auch Lagen im leichten Schatten. Allerdings soll nicht verschwiegen werden, dass ein sonniger Standort mit ungefähr vier bis fünf Stunden direkter Sonneneinwirkung pro Tag sowohl ein üppigere Blüte als auch eine weit intensivere Herbstfärbung bewirkt. Letztere hält bei beiden Arten sehr lange an. Zeiträume größer ein Monat sind keine Seltenheit. In Sachen Bodenbeschaffenheit nimmt auch der Amerikaner alles (von leicht sauer über neutral bis hin zu alkalischen Substraten), was er "unter die Wurzel kriegt". Am gesündesten sind Pflanzen auf nicht zu nährstoffreichen, nicht zu feuchten Böden in sonniger Lage (Warda).

"American smoketree is more fire than smoke, and what a glorious conflagration it can produce." (W. Cullina) Mit dieser Zeile charakterisiert Cullina dieses amerikanische Gehölz, wie er es treffender nicht formulieren könnte. Voll auf den Punkt gebracht. Sinngemäß berichtet auch Rheder. Denn die Blütenstände sind kleiner und somit noch unscheinbarer als jene von Cotinus coggygria. Darüber hinaus ist der American Smoketree zweihäusig. Oftmals entwickeln sich also keine bis wenige Samen und die Blütenstiele fallen nach der Blüte ab. Es werden also weit weniger und kleinere Fruchtsstände ausgebildet. Der namensgebende "smoke" fällt also spartanischer aus und fungiert nicht als eye-catcher. Will man aber auch hier zumindest etwas smoke, muss man mehrere Exemplare pflanzen und hoffen, nebst einem männlichen Gattungsvertreter möglichst viele weibliche erworben zu haben. Die Baumschulen trennen hier in aller Regel nicht nach Geschlechtern. In amerikanischer Literatur wird zwar oft erwähnt, man würde sich für den heimischen Smoketree auch solch auffällige Fruchtstände wünschen wie bei der europäischen Verwandtschaft. Doch diese wisse leider nicht, wann sie gut daran täte, diese abzustoßen. Sie blieben zu lange am Strauch und würden unansehnlich. Meiner Erfahrung nach haften sie in der Tat sehr lange, unansehnlich sind sie aber noch nie gewesen. Im Gegenteil: Mit Raureif sind sie eine ausgesprochene Zierde.

Die wahren Qualitäten zeigen sich dann etwas später im Jahr, wenn die Feuersbrunst ausbricht. Der Literatur ist an vielen Stellen zu entnehmen, dass Cotinus obovatus wohl das am intensivsten färbende amerikanische Gehölze überhaupt sein sollte. Mit den Bildern meines noch kleinen Exemplares hoffe ich, diese Behauptungen einigermaßen unter Beweis stellen zu können. Ich jedenfalls war begeistert von dem dargebotenen Farbenspiel. Rechnet man das ganze auf eine ausgewachsene Pflanze mit einigen Metern Höhe hoch, muss man mal tief Luft holen …..

Die Erziehung zu einem einstämmigen Baum nimmt er dankbar an und wächst in seiner Heimat zu richtiger baumförmiger Gestalt heran. Vergleichsweise kann man ihm natürlich auch gestatten, sich zu einem mehrstämmigen Großstrauch zu entwickeln. Die Rinde älterer Exemplare nimmt jedenfalls eine großartige, markante, fischartige Schuppung an sozusagen eine "strukturelle" Abwechslung. Trotz der Verwandschaft (Familie der Anacardiaceae) mit Rhus und dem 'poison ivy' (Toxicodendron radicans) gibt es nicht den geringsten Anlass zur Sorge, er könnte wurzelmäßig einen ähnlichen Ausbreitungsdrang aufweisen. Selbst dann nicht, wenn er hart zurückgeschnitten wird. Solcherart "behandelte" Exemplare besitzen aber ein sehr hohes Ausschlagsvermögen aus dem Reststamm. Leider teilt er mit anderen Mitgliedern der Familie die Eigenschaft, dass sein Holz relativ brüchig ist. Windschäden kann man daher nicht ausschließen. Wie aber bereits erwähnt, läßt er sich danach problemlos zurückschneiden und treibt willig und problemlos wieder kräftig durch.

Vermehrung

Nach Möglichkeit sollte man ob der schwierigen Verpflanzbarkeit auf Containerware zurückgreifen. Exemplare "vom Feld" bzw. in Amerika "aus freier Natur" lassen sich nur sehr schlecht weiterbringen. Vermehrt wird am besten mit Saatgut. An vielen Exemplaren eher spärlich vorhanden, hängen sie zur Reifezeit (auch hier nicht zu spät ernten) noch ca. einen Monat am Gehölz, sodass man relativ leichten Zugriff hat. Das ganze Unterfangen kann aber leicht zur Frustration führen, da die Saat auch mehrere Jahre überliegen kann (Sternberg/Wilson). Stecklingsvermehrung ist möglich, doch gestaltet sich hier die erste Überwinterung noch diffiziler als weiter oben ausgeführt.

Zur Unterscheidung junger Exemplare kann man folgende Regel heranziehen:

C. coggygria ist zur Blattbasis hin eher abgerundet und beiderseits kahl, 3 bis 7 cm lang.
C. obovatus ist zur Blattbasis hin eher keilförmig auslaufend und unterseits zunächst seidig behaart, 6 bis 12 cm lang, jedenfalls aber größer als jene von C. coggygria.

Dabei handelt es sich allerdings bloß um Faustregeln, denn die Blattformen und -größen sind überaus variabel, auch hinsichtlich der Form der Blattbasis.

Generell ist der amerikanische Vertreter ein völlig unterschätztes und viel zu selten verwendetes Gehölz, dem man jedenfalls mehr Beachtung schenken sollte. Mittlerweile gibt es Herbstfärbungsselektionen, zu denen beispielsweise 'Red Leaf' gehört. Allerdings ist festzustellen, dass die Zahl der Kultivare nicht einmal annähernd an jede des Europäers heranreicht.

Dummer-Hybriden

Aus den oben genannten Arten sind die sogenannten Dummer-Hybriden entstanden. Dabei handelt es sich um Kreuzungen zwischen Cotinus coggygria 'Velvet Cloak' x Cotinus obovatus, die von Peter Dummer im Jahre 1978 vorgenommen wurden. Insgesamt sind fünf Hybriden entstanden, die allesamt purpurne Laubfärbung aufweisen und in der Blattgröße zwischen den Eltern stehen. Sie sind unterseits behaart wie C. obovatus (Bärtels, Hillier). Bekannt geworden sind vor allem 'Flame' und 'Grace'. Letztere war ursprünglich der "Clone 2" und wurde dann nach Dummers Frau benannt.

Unbekannte Begehrlichkeiten - weitere Vertreter der Gattung?

Bis jetzt wurden zwei Vertreter der Gattung genannt. Je nach Betrachtungsweise kann diese jedoch entweder aus zwei, drei oder gar vier Arten bestehen. Dies hängt davon ab, ob bestimmte chinesische Populationen als eigenständige Arten gerechnet werden oder ob man sie lediglich als Varianten einer umfassenden Art Cotinus coggygryia sieht. Deren Sämlinge sind bezüglich ihres Laubes und ihres Habitus oft sehr stark voneinander verschieden, wie man am oben erwähnten Reichtum an Selektionen gut erkennen kann. Dies stellt nun ein Argument für die Führung aller eurasischen Populationen von Cotinus coggygria dar (Tripp).

Die beiden sehr stark von der Art abweichenden Populationen, welche den Stoff für derartige Diskussionen geliefert haben, sind Cotinus szechuanensis A. Pénzes und Cotinus nana W.W.Smith. Zu beiden sind nähere Informationen über Winterhärte, Trockenheitstoleranz sowie jegliche andere Kultivierungshinweise nur spärlich vorhanden bzw. können nur aus dem Wissensstand abgeleitet werden. Der Letztgenannte wurde in den trockenen Berggegenden in Yunnan gefunden. Beschrieben wurde er als kleiner, kompakter Strauch, der nur Höhen zwischen 90 und 120 cm erreichen soll. Sein ledriges Laub soll nur bis 1,5 cm groß, sein Blüten purpurrot sein. Ein solch kompakter Perückenstrauch wäre, wenn er sich dann auch noch mit der Herbstfärbung keine Blöße gibt, eine wahre Bereicherung für das Sortiment.

Cotinus szechuanensis, ebenfalls aus China stammend und sich ebenfalls durch das Laub unterscheidend, soll relativ kleine Blätter mit runder Kontur aufweisen. Auf der Blattunterseite wird von weißer Behaarung in den Blattachseln berichtet. Außerdem soll der Blattrand gewellt sein, und die Farbe junger Blätter wurde mit "bright red-purple" festgehalten. Im Hillier wird er als kleiner bis mittelgroßer chinesischer Strauch, welcher runde Blätter mit gewelltem Rand sowie rötliche junge Triebe aufweist, beschrieben. Am Naturstandort kommt die Pflanze in offenen, trockenen Gebieten vor. 1993 wurde er in der Nähe von Wenchuan auf 1000 m Höhe in einem warmen, trockenen Tal des Min River in West Sichuan vergesellschaftet mit Caryopteris incana und Ceratostigma willmottianum gesehen. Roy Lancaster sammelte erfolgreich Samen in China, die bei Hillier in England auch erfolgreich kultiviert wurden.

Es ist klar, dass eine Anerkennung als eigenständige Art "nur" auf Basis unterschiedlicher Blattmerkmale und unterschiedlichem Habitus, speziell in einer solch variablen Gattung wie Cotinus, diskussionswürdig ist. Allerdings wird der Unterschied der beschriebenen Merkmale von Cotinus nana als derart dramatisch beschrieben, dass eine derartige Betrachtung wieder an Berechtigung gewinnt. Bei Cotinus szechuanensis ist die Ausgangssituation allerdings eine andere. Tripp berichtet in arnoldia, dass im Laufe der Geschichte von Cotinus Populationen von C. szechuanensis-Vorfahren geografisch von Cotinus coggygrias-Vorfahren isoliert waren (in jener Zeit, als sich das Himalaya-Massiv formte). Tripp sieht in dieser Isolierung der Vorfahren einen Argument, weiterhin von einer eigenständigen Art Cotinus szechuanensis zu sprechen.

Abschließend möchte ich noch meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, ein klein wenig zur Verbreitung von Rauchzeichen und harmlosen Feuersbrünsten in unseren Gärten beigetragen zu haben.

Verwendete Literatur:

 

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 - Text und Bilder © 07.01.2005 janda@garten-pur.de

Letzte Aktualisierung: 23.2.2015  -  © Garten-pur GbR