Taxonomie der Rhododendren
Die Taxonomie der Rhododendron-Arten ist ein Kapitel der Irrungen und Wirrungen. Sehr früh wurde erkannt, dass sich die Arten einerseits sehr stark unterscheiden, andererseits aber auch spezifische Ähnlichkeiten aufweisen, die für Verwandtschaften sprechen.
Rhododendren gehören zur Familie der Erikagewächse, wie auch unsere Heidekrautarten, Erica und Calluna, sowie Pieris und Kalmia, die alle beliebte Gartenpflanzen sind.
Linné benannte Rhododendron erstmals 1753 als selbständige Art und trennte seinerzeit noch die Azaleen als eigene Art ab, was aber von Salisbury bereits 1796 als unhaltbar erkannt wurde. Leider hat sich diese Unterteilung in Rhododendron und Azaleen bis heute gehalten, wobei fälschlicherweise immer unterstellt wird, Azaleen seien grundsätzlich laubabwerfende Sträucher. Einige tun dies eben nicht. George Don unterschied 1834 die Rhododendronarten in 8 Sektionen, was bis 2004 standhielt. Der eigentliche Beginn der Klassifizierung war jedoch Anfang des 20. Jhd. das System von Bayley Balfour, Direktor des Botanischen Gartens Edinburgh, der die Rhododendren in 45 Serien einteilte. Aber man war sich schon damals bewusst, dass auch dieses System einer Revision bedurfte. Diese wurde mehrmals durch mehrere Wissenschaftler (so Cullen, Sleumer, Chamberlain, Philipson und Goetsch et al.) vorgenommen, dürfte aber immer noch nicht abgeschlossen sein.
Die Aufteilung der Arten erfolgt derzeit in Sektionen, Subsektionen, Art, Unterart und Varietät. Eine der ganz großen Rhododendron-Autoritäten, der inzwischen verstorbene H.H. Davidian, der seinerzeit eng mit dem Botanischen Garten Edinburgh zusammen arbeitete, sieht als wesentliches taxonomisches Ordnungsprinzip zunächst die Unterteilung in zwei Abteilungen (Divisons) und zwar in lepidote Rhododendren (das sind Rh., deren Blätter auf der Ober- und Unterseite schorfige Schuppen, erkennbar an winzig kleinen, braunen Tupfen, aufweisen; z.B. Rh. impeditum (12)) und elepidote Rhododendren, eben diejenigen ohne diese Schuppen (z.B. Rh. catawbiense). Diese beiden Gruppen lassen sich grundsätzlich nicht kreuzen (auch wenn es wohl eine gelungene Kreuzung geben soll). Unter diesen beiden Abteilungen sieht Davidian dann diverse Serien mit beträchtlichen Variationen hinsichtlich Erscheinungsbild, Höhenwachstum, Blattgestalt und -größe, Blütenform und -farbe sowie anderer Charaktermerkmale.
Das alles wird aber nur denjenigen interessieren, der sich eingehender mit dieser Pflanzengattung befassen möchte. Dennoch gibt es gute Gründe, sich ein bescheidenes Grundwissen anzueignen. Wer Rhododendronarten sammeln möchte, ist gut beraten, sich einen gewissen Überblick hinsichtlich der Sektionen und Subsektionen zu verschaffen. Denn diese geben aufgrund des Verwandtschaftsgrades wertvolle Hinweise über das Wuchsverhalten, die Standortansprüche und insbesondere die Winterhärte. Die einschlägige Literatur und die Prospekte einiger spezialisierter Baumschulen führen einen in diese Materie jedoch recht gut ein und so dürfte es nicht allzu schwer fallen, nach kurzer Zeit einen hilfreichen Einblick zu haben. Ob sich jemand die Qual des genauen Wissens antun will, hängt allein vom Grad seiner Infizierung mit dem Rhododendron-Virus ab.
Letzte Aktualisierung: 20.2.2006 - © Garten-pur GbR