Kalmthout: Hamamelis- und Helleborus-Tage
Besuch zu den Hamamelis- und Helleborustagen im Arboretum Kalmthout
Schon vor Jahren erschien ein ausführlicher Artikel über das Arboretum in Kalmthout und seine Spezialitäten - Hamamelis und winterblühende Gehölze - in der "gartenpraxis" (gp1/1995). Seit ich dann auch noch die Website www.arboretumkalmthout.be gefunden und dort die elektronische Monatszeitschrift "Saapstrom" bestellt hatte, stand es auf meiner "Da musst du hin"-Liste.
Am letzten Wochenende (10.-13.2.2005) fand dort eine Helleborusausstellung statt, zugleich mit den letzten Tagen des Hamamelisfests.
Die Helleborus-Ausstellung war in der Parkvilla aufgebaut. Sie war von etwa zehn einschlägigen Gärtnereien beschickt, die nichts verkauften, sondern "nur" ihre Schaupflanzen ausstellten. Im Vorraum konnte man sich dann mit Handzetteln der Betriebe eindecken. Die Pflanzen wurden wunderschön präsentiert, zum Teil mit kleinen Spiegeln in den Töpfen, damit man auch in hängende Blüten hineingucken konnte. Es gab viele Hybriden in allen möglichen Farben und Mustern, gefüllte Sorten und einige wenige Wildarten. Ich persönlich bin nach dieser Schau mehr als zuvor entschlossen, solche Schätze nur erhöht zu pflanzen, im Beet sieht man das Beste nicht (außer man ist bereit, sich in den Schlamm zu legen).
Kalmthout ist ein circa 8 ha großer Park (plus 2 ha Neuanlage), der fast 100 Jahre lang zu einer Baumschule gehörte, dann 1952-1986 in engagierter, privater Hand der Familie de Belder war und seitdem von einer Stiftung erhalten und erweitert wird. Obwohl es sich Arboretum nennt und fast alle Pflanzen ausführlich beschriftet sind, ähnelt es nicht im Entferntesten einer systematisch aufgepflanzten Sammlung; es wirkt vielmehr wie ein vollständig durchgestalteter großer Garten. Das gesamte Areal hat als Unterlage einen recht gepflegten Rasen, dahinein sind große "Beete" mit Gehölzen und Stauden eingebettet (siehe Grundriss auf der website). Viele der Nadelgehölze, insbesondere die des Pinetums, stammen aus der Schau- und Bewertungssammlung der Baumschule und sind entsprechend alt und groß.
Die de Belders haben eine große Hamamelissammlung wirklich genial in diese Kulisse aus sehr vielen immergrünen Bäumen eingefügt. Riesige Sträucher legen Schleier von Hamamelisblüten vor den dunklen Hintergrund - der absolute Wahnsinn; das schwarze Holz der Hamamelis steigert den Effekt. Auch sonst wird eine Menge für den Winteraspekt getan, zum Beispiel mit einer kleinen Sammlung von Cornus sibirica-Sorten mit farbigem Holz, mit Lonicera, diversen weißbereiften Rubus, Helleborus Unterpflanzung. Auch unter den immergrünen Sträuchern gibt es vieles zu entdecken, das gelbe Laub der Aucuba hellt die sonst manchmal etwas dunkle Immergrünkulisse auf und harmoniert mit gelben Hamamelisblüten; diverse interessante Rhododendron legen einen weiteren Besuch zu deren Blütezeit nahe, die Pinetum-Abteilung lässt einen nach mehr Grund für große Bäume lechzen. Auf eine weitere Gehölz-Spezialität, Acer, habe ich ob der Überfülle an interessanten Winteraspekten gar nicht geachtet. Im neu angelegten Teil findet sich ein riesiges Beet, das mit einem Sortiment von Staudenpäonien bepflanzt ist.
Der einzige Nachteil:
Jedem, der von jenseits von Klimazone 7b kommt, wird vermutlich erst im Garten und dann erst recht im Gartencenter das Herz vielfach brechen. Das Gartencenter ist klein, seine Auswahl dafür erwählt und die Preise für solche Raritäten sind ganz ok. Die Helleborus hatten einen "Ach wie süß"-Aufschlag, dafür konnte man aus einer großen Menge Orientalis-Hybriden seine Lieblingsfarben und -formen wählen.
Mit etwas Recherche lässt sich der Besuch in Kalmthout sicher zu einer kleinen Rundtour ausbauen. Wir sind zum Beispiel auf dem Rückweg noch im Arboretum Poort-Bulten gewesen, das hier im Forum von Ismene vorgestellt worden ist.
Auch das Arboretum Trompenburg bei Rotterdam wäre den kleinen Umweg wert.
Erst zu Hause habe ich in der gartenpraxis Aufstellung "Gärten am Reiseweg" bei www.ulmer.de gesehen, dass die de Belderns noch ein größeres Arboretum namens Hemelrijk in Essen, ganz nahe bei Kalmthout, dazuerworben hatten. Bisher ist es mir nicht gelungen, Informationen zu dessen Zugänglichkeit zu finden.
Praktische Bemerkungen:
Kalmthout ist ein nordöstlicher Vorort von Antwerpen und ist damit von Westdeutschland aus sehr flott (Hengelo-Kalmthout zirka drei Stunden), aber sogar von hier aus der Wesermarsch in knapp fünf Stunden mit dem Auto erreichbar. Zu dieser Jahreszeit und nach kräftigem Regen ist der Untergrund sehr feucht, Gummistiefel sind anzuraten.
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 4 Euro und schließt die Ausstellung mit ein. Der Bahnhof von Kalmthout liegt dem Arboretum gegenüber, er wird häufig von Vorortzügen bedient. Man könnte also mit der Bahn anreisen und in Antwerpen übernachten. Wer sich nicht in der Selbstbedienungscafeteria stärken möchte: An der Hauptstraße in Kalmthout findet man ein angenehmes Café-Bistro, wo es außer Kaffee und Kuchen auch sehr leckere Pfannkuchen und andere kleine Gerichte gibt.
Weitere Informationen: http://www.arboretumkalmthout.be/
Eine elektronische Zeitung namens "Saapstrom" kann man auf der Webseite bestellen. Sie ist zwar leider nur auf flämisch erhältlich, aber mit etwas Anstrengung gut lesbar. Dort stehen immer sehr frühzeitig die Termine drin!
Letzte Aktualisierung: 23.2.2015 - © Garten-pur GbR