Der Gartenblog von Nick
26.03.2014
Faunisches
Lange Zeit später entdeckte ich den Namen dieses Wesens, das offenbar nur mir nicht bekannt war, fand es doch den Weg in einen kompakten Tier- und Pflanzenführer für unterwegs. Sein Name spricht Bände, sowohl auf Deutsch als auch Lateinisch: Großer Wollschweber (Bombylius major). Wie ein ... gut, groß ist er nun wirklich nicht ... kleines wolliges Bömbchen schwebt er mit seinem Puschelpopo vor den Blüten und erheitert mich jedesmal aufs Neue.
Vorgestern war's wieder soweit, ich erblickte den ersten Wollschweber der Saison und seufzte wohlig auf.
Und das habe ich nur meinem Garten zu verdanken. Hätte ich vor meinem Gärtnerdasein freudig, wenn auch geistig, in die Hände geklatscht ob eines Regenwurms? Hätte ich gewusst, wie viele verschiedene, hinreißende Spinnen es gibt? Dass es Holzbienen gibt, die aussehen wie blaue Hummelkäfer, und mindestens so ungeschickt rumhelikoptern wie die grün-metallisch schimmernden Rosenkäfer oder die geometrischen Wanzen? Hätte ich gewusst, dass die bildschönen, außerirdisch anmutenden Schwalbenschwanz-Raupen bei Gefahr ein bestialisch stinkendes Parfüm absondern, das man auch mit viel Seife kaum mehr von den Händen kriegt?
Mit jeder Pflanze mehr, die ich mir in den Garten holte, kamen auf mir wundersame Weise neue Tiere. Wie zur Hölle konnten die Lilienhähnchen merken, dass ich einen Herbst vorher ganz neu Lilien gesetzt hatte? Kaum hatte ich eine Königskerze, kam der Königskerzenmönch, ich legte einen kleinen Trockenbereich mit Steinen und kleinen Thymianarten an und prompt sonnte sich zum ersten Mal eine Eidechse in unserem Garten.
Ihr habt es sicher gemerkt: Mein Augenmerk richtet sich vor allem auf Kleines, das viele Menschen zu „Äh!"- und „Igitt"-Rufen verleitet. Was das Kleine betrifft, so liegt es in der Natur der Sache; die meiste Zeit im Garten verbringe ich auf Knien, dem Popo oder gebückt - da werden auch Wollschweber plötzlich ganz gross. Der Ekelfaktor (falls überhaupt vorhanden) verschwindet spätestens in dem Moment, sobald man zum ersten Mal staunend betrachtet und -obachtet. Und weiß. Zum Beispiel um den Nutzen dieser Tiere, um ihre Aufgabe und darum, dass ihre Anwesenheit ein gutes Zeichen ist.
Mein Entzücken über diese Tiere liegt nicht zuletzt auch an ihrem faunischen Aspekt. Alle haben sie etwas verschmitzt Freches, und dafür brauchen sie weder Pferdefuß noch Flöte.
Oder vielleicht doch? Beim nächsten Mal schaue ich genauer hin.
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