Eine Garten-pur Empfehlung
Succession Planting for Year-round Pleasure
von Lloyd Christopher
Timber Press, Portland, Oregon
2005
192 Seiten
Ein Wort der Warnung voraus:
- beim ersten Durchblättern lasse man sich nicht von den häufig sehr starken Farbkontrasten abschrecken, darum geht es nicht, das kann man anders machen;
- selbst wenn alle Beispiele sich auf eine typische Rabatte (border) beziehen, sind die Prinzipien, um die es geht, auch auf jede andere Art von Garten anwendbar.
Der kürzlich verstorbene Autor war Mitbesitzer und Gestalter des Gartens von Great Dixter in England. Er ist außerdem ein renommierter Schriftsteller, der auch eine große Zahl zum Teil ungewöhnlicher und origineller Gartenbücher verfasst hat.
Im ersten, grundlegenden Kapitel „Successions“ führt der Autor sein Thema ein und illustriert es genial mit einer Serie von 12 Bildern der Long Border in Great Dixter im Jahreslauf, photographiert von immer demselben Standort aus. Das erklärte Ziel ist, in einem Beet im Jahreslauf immer etwas Interessantes zu sehen. Er beschreibt Räume, die um Pflanzen herum frei sind oder werden, solange die Pflanze selbst auf dem Weg zu oder von einem gewünschten Aspekt ist, und leitet davon ab, wie man diese Stellen in Raum und Zeit mit anderen Pflanzen füllt. Der Hauptaspekt einer Pflanze ist dabei durchaus nicht immer die Blüte, es können auch Austrieb, Frucht oder Herbstfärbung sein - also etwa der rotbraune Austrieb von Spirea japonica, blühende Hyazinthen, noch ruhende braune Farntriebknospen. Der Autor diskutiert seine Wahl ausführlich und hält den Leser an, immer auf der Suche nach dem Besseren zu sein. Der Garten soll keinesfalls statisch sein.
Dieses erste Kapitel stellt einige Ansprüche an die Phantasie und die Vorstellungskraft des Lesers. Man begreift dabei, wie unvollständig die übliche Beschreibung einer Pflanze durch Blütenfarbe, Blütezeitpunkt und Größe ist …
Die folgenden Kapitel behandeln die verwendeten Pflanzen, und zwar eher nach Funktion geordnet als streng nach gärtnerischen Kategorien: “Anchor Plants“, “Perennials and Bulbs“, „Spring and Early-Summer Bedding“, “Summer Bedding into Autumn“, “Self-Sowers“, “Climbers“. Am Ende jeden Kapitels werden die erwähnten Pflanzen noch einmal kurz aufgezählt und einzeln, wenn auch winzig, abgebildet.
Die gezeigten Beispiele sind sicherlich teilweise in den meisten Gebieten Deutschlands nicht hart. Lloyd verwendet einige Pflanzen, die selbst bei ihm nicht zuverlässig hart sind, und beschreibt, wie er dieses Problem löst. Hier muß der Leser flexibel sein. Ich weiß nicht, ob in der deutschen Ausgabe an dieser Stelle nachgearbeitet worden ist.
Vermutlich wird der Teil über den Sommerflor manchen Leser mißfallen ( „so viel (unnötige?) Arbeit“). Allerdings kann man sich überlegen, daß der übliche Hausgarten und deshalb auch das zu gestaltende Beet klein sind - also könnte man die Sommerblumen einfach auf dem Markt oder beim Gärtner kaufen.
Im letzten Kapitel “Maintenance“ geht es um spezielle Aspekte der nötigen Pflegearbeiten; wobei einem das elaborierte Aufbinden manchmal etwas übertrieben erscheint. Andererseits stimmt es schon, das lagernde Pflanzen nie mehr „den Kopf hochkriegen“, der unschöne Knick im Stengel ist nicht mehr korrigierbar. Außerdem ist so ein Blätterdschungel auch ein Schneckenparadies. Dabei fällt mir doch auf: Schädlinge finden im Buch gar keine Erwähnung.
Bemerkenswert erscheint mir, wie sehr dies ein Buch zum Lesen ist: es ist wirklich animierend, geradezu witzig geschrieben: der Autor hat entschiedene Meinungen zu seinem Thema und insbesondere zur Brauchbarkeit verschiedener Pflanzen. Ich habe es in Etappen (beim Frühstück) gelesen und immer wieder dem GG etwas vorgelesen.
Wie gut dieser persönliche Schreibstil in der Übersetzung getroffen ist, weiß ich nicht.
Das Buch ist üppig illustriert, einige Bilder von langen Serien sind vielleicht ein bisschen klein (6,8 x 9,8 cm) geraten. Sie sind nicht in Hochglanz, was mir persönlich besser gefällt, weil es nicht so spiegelt.
Fazit: schön anzusehen, unterhaltsam zu lesen - und jede Menge Anregungen für den eigenen Garten, genug für einen ganzen Winter der (Um-)Planung mindestens.
P.S.: Die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Ausgaben sind erheblich!
Zur Sprache: Englisch - flüssig geschrieben, gut und leicht zu lesen; viele umgangssprachliche Pflanzennamen muss man eben einmal nachschlagen, wenn man es nicht bis zum Auftauchen des botanischen Namens aushält.
PPS Dank an Brigitte Riesenweib fürs Korrekturlesen samt Verbesserungen.
Die Deutsche Ausgabe ist soeben bei Ulmer erschienen:
Christopher Lloyd: Traumbeete durchs ganze Jahr