Eine Garten-pur Empfehlung
Food-Fotografie
von Gissemann, Corinna
dpunkt Verlag Heidelberg
1. Auflage 2015
broschiert 240 Seiten
Appetitliche und ansprechende Fotos von einem leckeren selbst zubereiteten Essen machen – das ist gar nicht so schwer, wenn man ein paar Dinge weiß, auf die es ankommt. Die Autorin des frisch im dpunkt Verlag erschienenen Buches Food-Fotografie hat selbst autodidaktisch gelernt, wie man Leckereien am schönsten in Szene setzt. Für die Leserinnen und Leser ihres Buches ist das ein Vorteil, denn ganz offenbar hat sie noch nicht vergessen, welche Fragen am Anfang des Lernprozesses standen. Dazu schreibt sie locker und unterhaltsam, so dass ich bei der Lektüre nie das Gefühl von „schwerer Kost“ hatte, um im Bild zu bleiben.
Die kurze Einführung zu Ausrüstung und technischen Grundlagen handelt die wichtigsten Punkte dazu ab ohne allzu sehr in die Länge zu gehen. Mehr Raum gibt die Autorin dem wichtigen Thema „Licht“. Anhand etlicher praktischer Beispiele zeigt sie die Wirkung unterschiedlichen Lichteinfalls und gibt Tipps, wie sich das vorhandene Licht am optimalsten nutzen oder mit Hilfe von Reflektoren, Diffusoren und auch künstlichen Lichtquellen wie Blitz oder Tageslichtlampe noch weiter optimieren lässt. Dabei zeigt sie immer auch Wege auf, die keine oder nur geringe Investitionen erfordern.
Detailreich werden auch die Kapitel zu Gestaltung und Komposition sowie Styling ausgeführt. Dabei sind ihre Tipps immer praxisnah. Sie kennt und benennt die Probleme, mit denen man unweigerlich zu tun hat, wenn man mit natürlichen Zutaten kocht, sein Essen auch nach dem Fotografieren noch möglichst warm genießen möchte und zugleich ansehnliche Fotos davon schießen will. Ein guter Tipp ist es dann, das Arrangement bereits im Vorhinein in Ruhe aufzubauen und anstelle des fertigen Essen Dummies dazu zu verwenden, die erst im letzten Moment ausgetauscht werden.
In einem weiteren Kapitel erläutert sie anhand praktischer Beispiele die Besonderheiten, die beim Fotografieren bestimmter Gerichte wie Suppen, Salate, Hauptgerichte, Getränke und Desserts auftreten und wie sie genommen werden können. Einige der dort genannten Tricks finde ich sehr hilfreich, zugleich sind diese fünf Gruppen in sich aber noch so heterogen, dass die Beispiele längst nicht alle Eventualitäten abdecken können. Das ist letztlich nicht schlimm, denn die Autorin inspiriert ihre Leser dazu, sich selbst weitere Lösungen für vielfältigen Herausforderungen der Food-Fotografie auszudenken.
Inspiriert hat mich auch das Kapitel zum Thema „Props selber machen“ - Props ist der Fachbegriff für das Zubehör bei der Food-Fotografie, also für Untergründe, Hintergründe, Gefäße, Deko etc. Leider ist dieses Kapitel nur recht knapp gehalten, gerne hätte ich noch mehr Anregungen für eigene kostensparende Basteleien erhalten.
Schließlich gibt es auch noch einige Ausführungen über die Bearbeitung der Fotos mit dem Programm Lightroom. Die von dem Bildbearbeitungsprogramm sehr begeisterte Autorin beschreibt darin einen möglichen Workflow, der sich nicht nur auf die reine Bildbearbeitung beschränkt, sondern bereits vorher mit der Bildverwaltung beginnt. Für Lightroom-Anfänger ist das bestimmt sehr lehrreich, wer schon länger mit dem Programm arbeitet, wird vermutlich bereits einen eigenen Workflow entwickelt haben und wer andere Bildbearbeitungsprogramme verwendet, kann mit diesen sehr spezifischen Informationen nicht viel anfangen. Was allerdings die reine Bildbearbeitung angeht, sind die von Corinna Gissemann vorgeschlagenen Bearbeitungsschritte auch auf andere Software übertragbar und hilfreich.
Fazit: Ein Buch, das sich an Amateurfotografinnen und Fotografen wendet, die bereits Grundkenntnisse im Umgang mit ihrem Equipment erworben haben sollten und ihre Fähigkeiten nun im Bereich von Food-Fotografie erweitern möchten. Viele Hinweise im Buch sind auch brauchbar für die Fotografie von Stillleben in Innenräumen, so dass der Nutzen umfassender ist. Die Autorin schreibt unterhaltsam, gut verständlich und bringt viele kreative Lösungen ein.