Eine Garten-pur Empfehlung

 

 

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Der Strom, der bergauf fließt

Der Strom, der bergauf fließt

von Calvin, William H.
2002 DTV

broschiert , 707 Seiten

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Der Verfasser von "Der Strom, der bergauf fließt", William H. Calvin, ist Neurophysiologe mit Blick über den wissenschaftlichen Tellerrand ... und er versteht es, wunderbar packend zu erzählen.

Die Rahmenhandlung: Eine Gruppe von Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen unternimmt eine Bootsfahrt den Colorado hinab.

Unterwegs wird alles, was sie sehen und erleben, den Beteiligten zum Anlass für Assoziationen und Gespräche.

Man erfährt, wie die Anasazi-Indianer eine Sonnenfinsternis sahen, wie junge Vögel die Silhouette eines Raubvogels erkennen, wie sich Prinzipien der Kooperation bei Lebewesen überhaupt und ein größeres Gehirn bei bestimmten Primaten entwickelt haben ... und wie bedroht eine Welt ist, die Jahrmilliarden brauchte, um zu werden, wie sie ist.

Man bekommt Ehrfurcht, wenn man dieses Buch liest - das man nicht an einem Stück lesen muss, sondern in dem man blättern und sich wunderbar hier oder da festlesen kann.

Für mich eine der faszinierendsten Stellen: Alans Gang durch die Zeit (S. 332 ff. in der deutschen Taschenbuch-Ausgabe). - Hier eine Kurzfassung: Alan, einer der Teilnehmer, steckt bei einer Rast auf einer Sandbank tief im Grand Canyon 100 Meter ab. Diese 100 Meter stehen für die Zeitspanne von 5 Milliarden Jahren vor unserer Zeit, als das Sonnensystem entstand, bis heute. Dann schreitet Alan diese 100 Meter ab und kommentiert, was geschah:

Die ersten 20 Meter brauchte es (= 1 Milliarde Jahre), bis die sog. 'Ursuppe' aus organischen Molekülen entstand, nochmal 10 Meter, bis die DNA funktionierte.

Nach der Hälfte der Gesamtstrecke begann die Photosynthese. Erst zu Beginn der letzten 20 Meter kam es zur geschlechtlichen Fortpflanzung.

Vor ca. 570 Millionen Jahren (d.h. vor gut 11 Metern von den Hundert) begann die 'Kambrische Revolution', die sich durch eine explosionsartige Vermehrung der Lebensformen auszeichnete, damals noch ausschließlich im Meer. Von den ersten Landpflanzen trennen uns gerade mal 8 Meter. Die ersten Vögel entwickelten sich als Zufallsprodukt aus bestimmten Saurierarten ca. 200 Millionen Jahre vor unserer Zeit (4 Meter bis zur Jetztzeit).

Affen tauchen erst zu Beginn des letzten Meters auf, d.h. vor 50 Millionen Jahren. Vor 2 Millionen Jahren (4 Zentimetern) findet sich der Homo habilis. In der Folge (auf den nächsten gut 3 Zentimetern) findet die gewaltige Vergrößerung der Hirnmasse des Menschen statt. Irgendwann am Beginn des letzten Zentimeters trat der Homo Sapiens auf.

Vor 0,5 Millimetern entstanden Höhlenmalereien, vor 0,14 Millimetern die ersten Städte, und vor 0,06 Millimetern begannen die Menschen in Sumer zu schreiben. - In Jahren: 27.000, 7.000, 3.000 v. Chr..

Den Rest kennt Ihr

"Der Strom, der bergauf fließt" kann ich jedem gerade für diese Jahreszeit nur wärmstens empfehlen. Es vermittelt ein ganz anderes Verständnis unseres Planeten und des Lebens auf ihm.

 


Wer von dem "Strom, der bergauf fließt" fasziniert ist und sich näher mit Aspekten der Evolution oder der Neurophysiologie befassen möchte, findet in zwei weiteren allgemeinverständlichen Büchern von Calvin mehr:

Calvin, William H.: Der Schritt aus der Kälte (Bestell-Link zu Amazon) 

Wie die Eiszeiten und das Jagen mit gezielt geworfenen Steinen zur Entwicklung des menschlichen Gehirns beitrugen.

Calvin, William H.; Ojemann, George A.: Einsicht ins Gehirn (Bestell-Link zu Amazon)

Eine Einführung in die Neurophysiologie. Rahmenhandlung: Die Gehirnoperation des fiktiven Patienten Neil.

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